28.11.2018

Offener Brief an EU-Kommission: Europas Gentechnik-freie Lebens- und Futtermittelwirtschaft begrüßt Rechtsicherheit durch EuGH-Urteil

75 Unternehmen aus 10 Ländern – 144,2 Mrd Euro Gesamtumsatz - fordern Absicherung der Gentechnik-freien Produktion
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Brüssel / Wien / Berlin, 28. November 2018 - 75 Unternehmen der Gentechnik-freien Lebens- und Futtermittelwirtschaft aus 10 europäischen Ländern, darunter Branchen-Leader wie EDEKA, REWE, SPAR, praktisch alle österreichischen Molkereien sowie zahlreiche Fleisch- und Futtermittelbetriebe begrüßen in einem Offenen Brief an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis die klaren rechtlichen Zielvorgaben, die sich aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Neuen Gentechnik vom 25. Juli 2018 ergeben. Sie fordern die EU-Kommission auf, die als Folge des Urteils notwendigen Maßnahmen zur Absicherung der Gentechnik-freien Produktion in Europa zügig umzusetzen. Die unterzeichnenden Unternehmen haben 2017 einen Gesamtumsatz von 144,2 Mrd. Euro erwirtschaftet und beschäftigen 833.000 Mitarbeiter.

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Umfassender Maßnahmenkatalog zur Absicherung der Gentechnik-freien Produktion
Die EU-Kommission müsse den Schutz des europäischen Binnenmarktes vor Produkten, die außerhalb Europas mithilfe Neuer Gentechnik hergestellt wurden, sicherstellen. Sie müsse dafür sorgen, dass Nachweisverfahren für mit der Neuen Gentechnik hergestellte Produkte zur Verfügung stehen. Sie habe Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit sowie effektive Kontrollen für den Import von Agrargütern aus den Ländern, in denen mit Neuer Gentechnik hergestellte Pflanzen angebaut werden, zu gewährleisten. Darüber hinaus wird ein globales Transparenzregister angeregt, das weltweit alle, alte wie neue, gentechnisch veränderte Organismen (GVO) erfasst.
 
EU-Gentechnik-Gesetzgebung darf nicht aufgeweicht werden!
Den aktuellen Lobby-Versuchen zur Aufweichung der bestehenden EU-Gentechnik-Gesetzgebung müsse die EU-Kommission einen Riegel vorschieben: „Europa benötigt kein neues Gentechnikrecht. Europa benötigt eine ordnungsgemäße Umsetzung des geltenden Gentechnikrechts“, erklärt Florian Faber, Geschäftsführer der ARGE Gentechnik-frei, für die Unterzeichner. „Das EuGH-Urteil spricht eine unmissverständliche Sprache: Auch die Verfahren der Neuen Gentechnik unterliegen der EU-Gentechnik-Gesetzgebung; Vorsorgeprinzip, Risikobewertung und Kennzeichnungspflicht gelten daher uneingeschränkt.
 
Mit einer Aufweichung der EU-Gentechnikgesetzgebung kämen mit Verfahren der Neuen Gentechnik hergestellte Lebens- und Futtermittel ungetestet und unsichtbar für Hersteller, Vermarkter und Verbraucher auf den Markt. „Wir wollen auf keinen Fall unwissentlich GVO in Umlauf bringen und damit das hohe Vertrauen der Konsumenten in unsere kontrolliert Gentechnik-freien Produkte gefährden. Daher ist eine verlässlich funktionierende Rückverfolgbarkeit, mit validen Systemen für Nachweisverfahren, für uns unverzichtbar“, erklären die Unternehmen in ihrem offenen Brief. 
 
 
„Ohne Gentechnik“ als wichtiger europäischer Qualitätsstandard
Die Lebens- und Futtermittelproduktion „Ohne Gentechnik“ ist mittlerweile zu einem wichtigen europäischen Qualitätsstandard und Marktfaktor geworden. Das EuGH-Urteil trägt mit dazu bei, die substantiellen Investitionen in die Zertifizierungsprozesse abzusichern, und es legt die Basis für weiteres Wachstum. 
 
Aktuell gibt es in sieben EU-Ländern „ohne Gentechnik“-Kennzeichnungssysteme, zahlreiche weitere Länder planen entsprechende Systeme. Spitzenreiter am europäischen Markt sind Deutschland und Österreich. Die im deutschen Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) organisierten Unternehmen erwirtschaften 2018 mit mehr als 9000 Produkten einen Umsatz von über sieben Mrd. Euro. Die Mitgliedsbetriebe der österreichischen ARGE Gentechnik-frei erzielen einen geschätzten Jahresumsatz von rd. 1,5 Mrd. Euro, mit über 3.500 als „Ohne Gentechnik hergestellt“ gekennzeichneten Produkten. In Deutschland werden 50 Prozent der Milch, 60 Prozent des Geflügelfleisches und 70 Prozent der Eier „ohne Gentechnik“ erzeugt. In Österreich sind die komplette Milch- und Eierproduktion (seit 2010) sowie alles Geflügel (seit 2012) „ohne Gentechnik hergestellt“.
 
 
Pressekontakt Österreich:                                              Pressekontakt Deutschland:
Florian Faber                                                                Alexander Hissting 
ARGE Gentechnik-frei, Geschäftsführer                        VLOG e.V., Geschäftsführer
f.faber@gentechnikfrei.at                                               a.hissting@ohnegentechnik.org
Tel: +43-1-90440-603                                                     Tel: +49-30-2359945-10
 
Pressekontakt EU: 
Heike Moldenhauer 
EU Policy Advisor
Tel.: +49-30-2359945-80
 
 
ARGE Gentechnik-frei
Die Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel (ARGE Gentechnik-frei) ist eine unabhängige Plattform, getragen von Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittel-produktion, der Futtermittelwirtschaft und der Landwirtschaft, sowie von Organisationen und Verbänden aus den Bereichen Umweltschutz, Konsumentenschutz, Landwirtschaft und Wissenschaft. Die ARGE Gentechnik-frei vergibt in Österreich seit 1997 das Kontrollzeichen „Ohne Gentechnik hergestellt“. Die Plattform vertritt rund 190 Betriebe, die das Kontrollzeichen führen. Österreichs Milch-, Eier- und Geflügelwirtschaft haben ihre komplette Produktion auf Gentechnik-frei umgestellt.
 
Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik (VLOG e.V.)
Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG) repräsentiert Lebensmittelhersteller und -händler sowie die vor- und nachgelagerten Bereiche der Lebensmittelproduktion. Er setzt sich für eine Lebensmittelerzeugung ohne Gentechnik ein und betreibt dabei Verbraucheraufklärung. Er vergibt für entsprechend hergestellte Lebensmittel Lizenzen für das einheitliche Siegel „Ohne GenTechnik“ und für Futtermittel das Siegel „VLOG geprüft“. Über 8.000 Lebensmittel werden mit dem "Ohne GenTechnik"-Siegel beworben. Der Verband vertritt gegenwärtig mehr als 650 Mitglieder und Lizenznehmer die mit Produkten mit "Ohne GenTechnik"-Siegel in 2017 einen Gesamt-Jahresumsatz von 5,4 Mrd. Euro erzielt haben.