05.07.2022

Österreichs Konsument:innen: Klares Votum für Transparenz, Kontrollen und Kennzeichnung bei Neuer Gentechnik

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ARGE Gentechnik-frei appelliert an Österreichs Lebensmittelbranche für Teilnahme am EU-Konsultationsverfahren: Aktiver Einsatz zum Schutz von Bio und Ohne Gentechnik dringend gefragt.

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Wien, 05. Juli 2022 - Auf wenig Zustimmung bei Österreichs Konsument:innen stoßen die aktuell in der EU zur Zulassung debattierten Verfahren der Neuen Gentechnik, wie z.B. Crispr/CAS, Talen oder ODM: Die von der EU-Kommission angestrebte Deregulierung dieser neuen Technologien im Rahmen der EU-Gentechnikgesetzgebung wird klar abgelehnt; von Österreichs Bundesregierung wird ein klares „Nein“ zu den Deregulierungsplänen der Kommission erwartet. So haben bei der internationalen Expertenkonferenz zur Neuen Gentechnik in Wien am 21. Juni Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Johannes Rauch gemeinsam mit der ARGE Gentechnik-frei und zahlreichen Stakeholdern von den Vertreter:innen der EU-Kommission ein klares Regelwerk auch für die Neue Gentechnik gefordert.

Darüber hinaus appelliert die ARGE Gentechnik-frei in aller Dringlichkeit an die heimische Lebensmittelwirtschaft, sich bis zum 22. Juli aktiv am Konsultations­verfahren der EU-Kommission zu beteiligen und mit klaren Positionen in Brüssel den hohen Stellenwert von Gentechnik-freien bzw. biologischen Produkten zu verteidigen.
 
„Wahlfreiheit, Transparenz, Sicherheit und genaue Kontrollen sind wesentliche Kaufmotive für Österreichs Konsument:innen. Diese hohen Standards müssen geschützt werden. Eine Deregulierung der Gentechnik-Gesetzgebung wäre weder im Sinne der Konsument:innen, noch im Sinne einer qualitativ hochwertigen und transparenten Lebensmittelproduktion“, erklärt Markus Schörpf, Obmann der ARGE Gentechnik-frei. Die Plattform stellt Unternehmen der Lebensmittelbranche umfangreiche Materialien und Empfehlungen zur Unterstützung einer aktiven Teilnahme am Konsultationsverfahren zur Verfügung. Bis 22. Juli kann dazu in Brüssel noch Stellung bezogen werden.

Österreichs Konsument:innen wollen „keine Neue Gentechnik am Teller“!
Eine aktuelle Marktforschung (CAWI marketagent.com; n = 1.000; Mai 2022) zeichnet ein klares Bild der Einstellung der Österreicher:innen:

  • 61,3% der befragten Personen meinen, die Verfahren der Neuen Gentechnik sollten sowohl auf ihre Sicherheit geprüft als auch mit aller Transparenz als „gentechnisch verändert“ gekennzeichnet werden. Nur 6,4% sind der Ansicht, es brauche keine Prüfung auf Sicherheit oder Kennzeichnung.
  • 57,7% der Konsument:innen erklären, derartige Produkte nicht kaufen zu wollen.
  • 63,4% sind der Ansicht, dass Produkte aus der Neuen Gentechnik genauso streng kontrolliert und geregelt werden sollen wie solche aus der bisherigen Gentechnik.
  • 77,4% befürchten, dass die hohe Qualität der österreichischen Landwirtschaft durch die Verfahren der Neuen Gentechnik in Gefahr gebracht wird.
  • 83,7% meinen, dass die Herausforderungen für Landwirtschaft in Zukunft nicht durch Gentechnik, sondern durch andere Landwirtschaftsformen wie z.B. Bio bzw. weniger industrialisierte Landwirtschaft gelöst werden sollen.
  • 90,7% erwarten von der österreichischen Bundesregierung einen engagierten Einsatz für weiterhin strenge Kontrollen bei allen Formen der Gentechnik.
  • Für 83,1% ist Gentechnik-freie Produktion ein wichtiges Kaufmotiv; 71,4% der Konsument:innen sind auch bereit, dafür mehr zu bezahlen.
  • Das Kontrollzeichen „Ohne Gentechnik hergestellt“ zählt zu den wichtigsten Gütesiegeln in Österreich: es ist bei 83,0% bekannt, gleich hinter AMA Gütesiegel (95,4%) und Fairtrade (93,1%), und wird von 81,1% als glaubwürdig eingeschätzt, gleich hinter Fairtrade (86,2%)
Aufruf an Lebensmittelbranche: Teilnahme am EU-Konsultationsverfahren bis 22. Juli
Die am 29. April von der EU-Kommission gestartete, 12 Wochen dauernde öffentliche Konsultation zu „Rechtsvorschriften für Pflanzen, die mit bestimmten Neuen Genomischen Techniken (NGT) erzeugt wurden“, wurde in den letzten Wochen von zahlreichen Playern aus Lebensmittel­produktion und -handel sowie aus Politik und Zivilgesellschaft scharf kritisiert. Viele der Fragen seien „erschreckend einseitig formuliert“, teilweise sogar sehr „suggestiv“. Dies sei nicht angemessen für ein öffentliches Beteiligungsverfahren, das sich um größtmögliche Neutralität bemühen sollte. Die Tonalität der Texte und Fragen lasse nur den Schluss zu, dass das Ziel der EU-Kommission eine weitgehende Deregulierung, also Aufweichung der bewährten bestehenden Regeln für Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln ist. Auch die Absicht der EU-Kommission, Produkte aus der Neuen Gentechnik als „nachhaltig“ zu klassifizieren, stößt auf heftigen Widerspruch.

„Die entscheidenden Weichen für den weiteren Erfolg der europäischen Ohne Gentechnik- bzw. der Bio-Produktion werden in den nächsten Monaten in Brüssel gestellt. Die Ohne-Gentechnik Lebensmittelbranche – also u.a. ein Großteil der heimischen Hersteller und Händler – sollte daher in aller Deutlichkeit die hohe Relevanz der Ohne Gentechnik-Produktion sowie die Notwendigkeit, diese langfristig gesetzlich abzusichern, im Zuge des Konsultationsverfahrens vorbringen. Eine Deregulierung würde die hohen Investitionen, die in den letzten 20 Jahren in den Ohne-Gentechnik-Sektor getätigt wurden sowie das hohe Konsumentenvertrauen gefährden. Die hohen österreichischen Lebensmittelstandards müssen geschützt werden – Vorsorgeprinzip, Rückverfolgbarkeit, Kennzeichnung und Entwicklung von Nachweismethoden muss für alle Formen der Gentechnik erhalten bleiben“, so Markus Schörpf.

Gemeinsam mit dem europäischen Dachverband ENGA (European Non-GMO Industry Association – www.enga.org) hat die ARGE Gentechnik-frei umfassende Materialien und konkrete Empfehlungen für Unternehmen erarbeitet, die die Beteiligung am Konsultations­verfahren erleichtern sollen. Diese sind bei der ARGE Gentechnik-frei zu beziehen; Kontakt: Romy Raidl, r.raidl@gentechnikfrei.at)

Wachstumsmarkt Ohne Gentechnik
Die Gentechnik-freie Produktion gilt europaweit als Markenzeichen für die hohe Qualität österreichischer Lebensmittel und landwirtschaftlicher Produkte, mit stark wachsender Marktrelevanz. In Österreich sind 100% aller konventionellen Eier, Milchprodukte und Geflügelfleisch ohne Gentechnik hergestellt; der Ohne-Gentechnik Sektor erzielt Umsätze von knapp 2 Mrd. Euro pro Jahr. Europaweit haben im Jahr 2017 75 Unternehmen aus 10 Ländern einen Gesamtumsatz von 144,2 Mrd. Euro mit Gentechnik-freier Produktion erzielt.

Weitere Informationen:
Markus Schörpf, ARGE Gentechnik-frei
Tel: 0664-2637823
ARGE Gentechnik-frei
Die Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel (ARGE Gentechnik-frei) ist eine unabhängige Plattform, getragen von Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelproduktion, der Futtermittelwirtschaft und der Landwirtschaft, sowie von Organisationen und Verbänden aus den Bereichen Umweltschutz, Konsumentenschutz, Landwirtschaft und Wissenschaft. Die ARGE Gentechnik-frei vergibt in Österreich seit 1997 das Kontrollzeichen „Ohne Gentechnik hergestellt“. Die Plattform vertritt rund 220 Betriebe, die das Kontrollzeichen führen. Österreichs Milch-, Eier- und Geflügelwirtschaft haben ihre komplette Produktion auf Gentechnik-frei umgestellt. www.gentechnikfrei.at